Betrachtung der Deckengemälde

Die urspürnglich vermutlich einmal 15 Wand- und Deckengemälde waren Ölfarbgemälde auf Leinwand. Sieben Stück davon sind noch da und wurden am 2. Februar 1990 auf dem Speicher von St. Ulrich gefunden.

 

Die meisten der heutigen Bilder stammen aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Denn in dieser Zeit bekam St. Dominikus das heutige Aussehen. Für die Gestaltung der neuen Deckengemälde in der „al fresco – Technik“ gewann man den anerkannten Münchner Künstler Florian Bosch. Auf Anregung des allseits beliebten Schiffswirts und Kunstmäzens Johann Peter Wahl nahm Florian Bosch Kaufbeurer Kinder und Persönlichkeiten als Modelle für die Personen dieser Kriegs- und Friedensbilder.

 

Nachdem der Stadtrat Kaufbeurens zustimmte, die Dominikuskirche nach dem Ersten Weltkrieg zur Kriegergedächtniskirche umzugestalten und nachdem auch der Generalkonservator der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns sein Einverständnis gab, konnte der damals erst 23-jährige Florian Bosch aus Sauerlach bei München zur Gestaltung der leeren Flächen der Decke gewonnen werden. Zuvor hatte man die vier Steintafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten eingesetzt.

 

Florian Bosch brauchte für die Vorarbeiten der Bilder zwei Jahre. Daher wurde die Kirche am 22. Oktober 1922 ohne die neuen Deckengemälde eingeweiht. Diese entstanden schließlich erst zwischen dem 09. Juli und 09. November 1923.

 

Florian Bosch, der schon 1925 erstmals im Münchner Glaspalast, danach in vielen Galerien ausstellen durfte, gehörte 35 Jahre lang der Jury der so genannten „Münchner Secession“ an. Unter anderem erhielt er den Dürerpreis der Stadt Nürnberg. Er starb am Fest Kreuzerhöhung, am 14. September 1972 in München.


Betrachten wir kurz seine Bilder

Auf dem Bild über der Empore erkennt man auf dem Pferde sitzend den Künstler (Florian Bosch) selber, ganz rechts steht ein Landwehrmann mit einem Kind im Arm: Johann Peter Wahl, der Kunstmäzen. Wahl lebte übrigens von 1864 bis 1933, starb also zehn Jahre nach Vollendung dieser Bilder in München.

Auf dem mittleren Gemälde ist die Kaufbeurerin Frau Anni Zendath zu sehen, mit einem gefallenen Krieger im Arm. Ob es die Person rechts oder links ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Man hat mir aber gesagt, es wäre die Frau im blauen Kleid. Frau Zendath ist 2003 im Espachstift verstorben.

Auf dem vorderen Bild finden wir Frau Minni Haag als Kind mit dem pflügenden Bauern und Frau Anni Hampp, verheiratete Strasser, mit Feldfrüchten in der Schürze. Letztere starb bereits im Jahre 1998. Über Frau Minni Haag konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen.

 

Dieses Bild zeigt am deutlichsten den Lokalkolorit auch in Details des Hintergrundes: Man erkennt den Turm der Pfarrkirche St. Martin und die Silhouette des Alptraufs mit der charakteristischen Spitze des Säulings. Es trägt auch die Signatur „Florian Bosch 23“.

 

Alle diese Bilder stehen zusammen mit den vier Tafeln, auf denen Namen von insgesamt 256 Gefallenen und Vermissten des ersten Weltkrieges stehen, als Mahnung für den Frieden und gegen den Krieg.

 

Eine Gesellschaft, die Gewalt als Selbstverständlichkeit zur Erlangung des Friedens akzeptiert, ist dringend therapiebedürftig“ (Konstantin Wecker) –

Wer selbst keinen inneren Frieden kennt, wird ihn auch in der Begegnung mit anderen Menschen nicht finden“ (Dalai Lama).

 

Die Sehnsucht nach Frieden, innerem und äußerem Frieden, ist so alt wie die Menschheit selbst. Wir alle wissen, dass Gewalt keine Lösung ist, um Frieden dauerhaft herzustellen. Frieden gibt es sowieso nur in der Bewegung. Sich auf dem erreichten Frieden ausruhen, ist schon wieder ein Rückschritt in Richtung Unfriede. Der Friede will erarbeitet sein, stündlich, minütlich.

 

An 244 Stellen der Bibel lesen wir das Wort „Friede“ oder „Frieden“. Es ist eine zentrale Botschaft der Hl. Schrift. „Frieden hinterlasse ich euch“, sagt Jesus zu seinen Jüngern in den so genannten Abschiedsreden bei Johannes. Doch auch in der Bibel stellen wir fest, dass Friede nichts Statisches ist, nicht einmal erreicht werden kann und dann nichts mehr dazu getan werden muss.

 

Der Friede beginnt bei mir, mit meinem inneren Frieden. Dazu passt ein Zitat von Friedrich Ludwig Jahn: „Das Geheimnis, mit allen Menschen in Frieden zu leben, besteht in der Kunst, jeden seiner Individualität nach zu verstehen.“ Das jedoch kann ich nur, wenn ich selbst in Frieden mit meiner eigenen Individualität lebe.

 

Die St.-Dominikus-Kirche ist als Kriegergedächtnisstätte gleichzeitig ein bleibendes Mahnmal für das tagtägliche Bemühen um Frieden.